Partnerstadt im „Swing State“
US-WAHL - Brookfield tendiert zu Trump / Seligenstädterin wählt Harris
VON LAURA OEHL
Seligenstadt/Brookfield
– Tag der Entscheidung in den USA: Schafft es Republikaner Donald Trump erneut ins Weiße Haus, oder steigt Kamala Harris von der Vize- zur Präsidentin auf? Auch in Seligenstadts rund 40 000 Einwohner großen amerikanischen Partnerstadt Brookfield wird gewählt. Die Stadtliegt im sogenannten „Swing State“ Wisconsin, auf den die Blicke am Wahltag besonders gerichtet sind. Dort, ebenso wie in den sechs weiteren „Swing States“, könnte die Entscheidung über die Präsidentschaft fallen.
Weil Brookfield im „Swing State“ Wisconsin liegt, wurde dort in den vergangenen Monaten vielWahlkampf betrieben. Plakate für die Kandidaten säumen die Straßen der Stadt. Foto: SantoshN. Krishnan/Privat
In der Vergangenheit schwankte man Wisconsin tatsächlich hin und her: Zwei der drei vergangenen Präsidentschaftswahlen gingen an die Demokraten. In den Umfragen wechselte die Mehrheit seit der Kandidatur von Kamala Harris im Juli zwischen beiden Kandidaten. Lag Donald Trump anfangs noch vorne, drehte sich das Bild ab August und Harris baute ihren Vorsprung aus. In den vergangenen Wochen wurde das Rennen allerdings deutlich enger, die Mehrheiten wechselten erneut hin und her, der Abstand allerdings liegt seit Wochen nur noch unter einem Prozentpunkt.
Bei den vergangenen beiden Wahlen hätten die Meinungsumfragen in Wisconsin die Unterstützung für Donald Trump unterschätzt, sagt Steve Ponto(Republikaner), Bürgermeister von Brookfield: „Sein Sieg über Hilary Clinton war eine Überraschung. Es wurde erwartet, dass er 2020 gegen Biden verliert.“
In Brookfield lag Republikaner Trump jedes Mal deutlich vorn: Gegen Hilary Clinton konnte er 2020 alle Wahlbezirke im Stadtgebiet gewinnen. „Brookfield ist sehr konservativ. Die Stadt liegt im Speckgürtel von Milwaukee und dort lebt eine gut situierte Klientel“, erklärt Thorsten Bonifer, der beim Europäischen Freundeskreis Seligenstadt für die Partnerschaft mit Brookfield zuständig ist. Trotz der Lage im „Swing State“ wähle die Stadt tendenziell eher republikanisch.
Wegen des „Swing States“ sei in den vergangenen Monaten viel Wahlkampf in Wisconsin gemacht worden – auch in Brookfield. Mitte Oktober war Präsi-dentschaftskandidatin Kamala Harris für eine Diskussion in Seligenstadts Partnerstadt zu Gast und appellierte an die Republikaner und die unentschlossenen Wähler.
Die Menschen wüssten, dass es um eine wichtige Wahl gehe, sagt Bürger-meister Steve Ponto auf Anfrage unserer Zeitung und geht von einer hohen Wahlbeteiligung aus. Auch, wenn die Menschen nicht begeistert von der Auswahl seien, würden sie helfen, die Richtung für ihr Land zu bestimmen, erklärt Ponto.
Bereits seit Mitte September können die Bürgerinnen und Bürger per Brief, seit einigen Wochen auch persönlich über die sogenannten „Early Votes“ ihre Stimme abgeben. Über ihre Favoriten würden sie kaum reden. Ponto schätzt aber, dass Donald Trump in Brookfield eine eindeutige Mehrheit bekommen werde. „Wie auch immer die Wahl ausgeht, ich hoffe, dass keine Partei die Kontrolle über Präsidentschaft, Senat und Repräsentantenhaus bekommt, sodass es einen Kompromiss zwischen den regierenden Parteien geben muss“, sagt der Bürgermeister.
Neben den Bürgerinnen und Bürgern, die in den USA leben, können auch Amerikaner im Ausland ihre Stimmen abgeben. Zu ihnen zählt auch Terry Schwarz: In Kuba geboren und in Miami aufgewachsen, lebt sie seit 20 Jahren in Seligenstadt. An der Wahl nehme sie teil, weil sie das Beste für die USA wolle, sagt sie. Schwarz selbst ist Anhängerin der Republikaner, gewählt hat sie aber Kamala Harris. „Ich wähle nicht gerne demokratisch, aber Harris ist die bessere Kandidatin“, sagt die Seligenstädterin.
In mehreren Medien habe sie sich vor der Wahl informiert, um sich eine eigene Meinung bilden zu können. „Viele amerikanische Medien sind immer nur gegen die eine oder gegen den anderen. Das war früher anders“, erzählt Terry Schwarz. Harris, findet sie, habe mehr Moral. „Sie will die Dinge für alle besser machen, nicht nur für sich und ihre Anhänger.“
Ein Wahlsieg von Donald Trump macht Terry Schwarz Sorgen. „Trump ist ein Lügner, unseriös und wird dem Land nicht guttun“, sagt sie. Das habe man schon während seiner letzten Präsidentschaft gesehen. „Er hat jetzt mehr Menschen in wichtigen Positionen auf seiner Seite, viele haben auch Angst vor ihm. Ich mache mir Sorgen, dass er seinen Willen einfach durchsetzen kann.“
Quelle: Dienstag, 05. November 2024, Offenbach-Post/Seligenstadt/Hainburg/Mainhausen