„Schüleraustausch ist die Basisarbeit“
Hessens Europastaatssekretär Uwe Becker besucht Europäischen Freundeskreis Seligenstadt
„Wer Europa erleben will, muss nach Seligenstadt kommen“, resümierte Uwe Becker, hessischer Staatssekretär für Europaangelegenheiten, bei seinem Besuch in der Einhardstadt. Dort traf Becker sich mit dem Vorstand des Europäischen Freundeskreises (EFS), von dessen Arbeit ersichtlich begeistert war.
Eine Urkunde zur Anerkennung der Arbeit des EFS übergab Uwe Becker (Mitte) bei seinem Besuch an die Vorstandsmitglieder des Vereins. Foto: Oehl
Der EFS sei sehr engagiert, so Becker. „Es gibt viele Vereine, die sich in den 60er-Jahren zur Zeit der Annäherung von Deutschland und Frankreich gegründet haben, und nun langsam älter werden und einschlafen. Das ist hier nicht der Fall.“ Gerade in der heutigen Zeit, in der Europa und die Europäische Union oft infrage gestellt werde, brauche man Vereine wie den Freundeskreis. „Die Verträge und Partnerschaftsabkommen müssen auch vor Ortgelebt werden“, so Uwe Becker.
So lobte der Europastaatssekretär vor allem das Engagement des Freundeskreises im Jugendbereich. Vier Schüleraustausche mit allen drei Seligenstädter Partnerstädten – Triel sur Seine, Brookfield und Piedimonte Matese – organisiert der EFS im Jahr. Rund 100 Kinder reisen dabei in die befreundeten Städte, die mit Brookfield seit 2008 auch über Europa hinaus reichen.
Ins französische Triel-sur-Seine können Kinder bereits im Grundschulalter reisen, worüber sich Becker nicht nur ob der fehlenden Französisch-Kenntnisse in Klasse drei und vier erstaunt zeigte. „Die Kinder brauchen keine Sprache. Die verstehen sich auch so“, sagte EFS-Vorsitzende Christine Spitzenberg, die früher selbst am Schüleraustausch teilnahm. Die Grundschüler kämen in Triel, anders als sonst, in einem Landschulheim unter. Der Kontakt zu Gastfamilien besteht trotzdem, „am Ende der Woche können die Kinder selbst entscheiden, ob sie noch eine Nacht in der Gastfamilie verbringen möchten“, erklärt Spitzenberg.
Die Gastfamilien seien es auch, von denen die Partnerschaft zwischen den Städten lebe – auch, wenn sich die Freunde aus der US-Stadt Brookfield dabei noch zurückhalten, wie Vorsitzender Thorsten Bonifer konstatierte. Beiden Erwachsenen-Reisen und Schüleraustauschen nach Triel und ins italienische Piedimonte Matese sei das aber kein Problem. „Der Schüleraustausch ist die Basisarbeit für alles, was sich Europa nennt“, so Christine Spitzenberg. Dem pflichtete auch Uwe Becker bei, für den Europa selbst bei einem Schüleraustausch erst „ein Gesicht bekommen“ habe.
Beim Besuch der Freunde aus Brookfield vor einigen Wochen habe man mit Ausflügen nach Straßburg und Schengen ebenso versucht, den amerikanischen Gästen Europa nahezubringen. Während der bevorstehenden Fahrt nach Triel-sur-Seine (15. bis 17. September) zum 55-jährigen Partnerschaftsjubiläum sollen weitere europäische Bande geknüpft werden: So sind erstmals Mitglieder des Seligenstädter Jugendbeirats dabei, die in Frankreich auf Jugendliche in derselben Position treffen.
VON LAURA OEHL
Quelle: Donnerstag, 17. August 2023, Offenbach-Post Ostkreis/Seligenstadt/Hainburg/Mainhausen